Internet ist Internet und Druck ist Druck

Wieviel dpi muss ein Bild haben, damit Sie es verwenden können?

Achtung - um es vorweg zu nehmen: das ist eine Fangfrage.

Die dpi-Zahl ist für das Internet komplett irrelevant!

Ja, in diesem Satz formatieren wir gerne jeden einzelnen Buchstaben fett, weil das bis heute in viele Grafik-Büros und Redaktionen dieser Welt nicht durchgedrungen ist. Jahrelang geisterte beispielsweise das Gerücht durch die Welt (leider auch heute noch), dass man Bilder mit 72dpi speichern müsste, damit sie für das Internet geeignet sind. Dies würde die Ladezeit verbessern. Leider ist dies aber eine völlig unsinnige und einfach auch falsche Aussage. Warum?

Bitte entschuldigen Sie, jetzt wird es etwas technisch. Wir versuchen trotzdem, es möglichst einfach zu beantworten, auch wenn dann die technische Genauigkeit etwas vereinfacht auf der Strecke bleibt.

Jedes digitale Bild hat eine fixe Breite in Pixeln (das sind kleine Bildpunkte) und eine fixe Höhe. Ein Bild ist z.B. 2.480 Pixel breit und 1.860 Pixel hoch. Bedingt hierdurch ergibt sich ein gewisser Speicherbedarf, den dieses Bild belegt. Nun kann zusätzlich ein virtueller (!) Wert hinterlegt sein, wie viele dpi dieses Bild hat.

Stop! Virtueller Wert? Wie kann man sich das vorstellen? Nehmen Sie als Vergleich ein Buch mit tausend Seiten. Das Buch hat tausend Seiten, es hat eine Größe, es hat ein Gewicht - daran wird sich nichts ändern. Sie können nun aber ein Lesezeichen in das Buch stecken. Das ist eine Zusatzinformation, an welcher Stelle Sie gerade sind. Das Buch wird dadurch aber weder länger noch kürzer, auch nicht leichter oder schwerer. Ähnlich ist es mit dem dpi-Wert, der eben zusätzlich zum eigentlichen Bild mitgespeichert wird (für alle technik-affinen Leser: ja, es ist vereinfacht dargestellt, aber darum geht es hier einfach auch gerade).

Wie wirkt sich diese dpi-Zahl nun aus? Kurz gesagt: am Computer sprich auf dem Bildschirm gar nicht! Weder in der Ladezeit noch in der Darstellung.

Dazu muss man sich einmal anschauen, was dpi eigentlich bedeutet. dpi steht für dots-per-inch, auf gut deutsch die Anzahl der Punkte (Pixel) pro Zoll (ein Zoll entspricht dabei 2,54cm und ist eine Einheit, die im englischen Sprachraum auch heute noch verwendet wird).

Wenn nun für ein Bild die Zusatzinfo 300dpi hinterlegt ist, bedeutet dies, dass auf 1 Zoll 300 Pixel "gequetscht" werden. Aber nur beim Druck des Bildes! Hier spielt dieser dpi-Wert klassischerweise eine wichtige Rolle.
In unserem Beispiel wird das Bild mit 2480 Pixel also mit einer Breite von 8,26 Zoll ausgedruckt (wir teilen 2480 durch 300, so kommen wir auf diesen Wert), d.h. umgerechnet 21cm (das sind dann 8,26 x 2,54cm). Unser Bild wird mit 300dpi ausgedruckt also 21cm breit.

Setzt man die dpi-Zahl nun auf 72dpi, werden aus 2480 Pixel ausgedruckt plötzlich 34,44 Zoll (2480 geteilt durch 72) d.h. umgerechnet 87,5 cm.
Der Druck wird deutlich größer, obwohl sich das ursprüngliche Bild nicht verändert hat - das hat in unserem Beispiel immer noch eine Breite von 2.480 Pixeln.

Was durch das Heruntersetzen der dpi-Zahl leidet, ist die gedruckte Bildqualität: gedruckt mit 300dpi ist und dasselbe Bild "feiner und schärfer", weil mehr Bildpunkte auf einen Zoll konzentriert werden.
Wir merken uns einmal: dpi spielt im Druck eine wichtige Rolle, aber Bildschirme sind nicht gedruckt ;-)

Was passiert aber mit der Dateigröße bei unterschiedlicher dpi-Zahl? Gar nichts! Sie erinnern sich an das Buch mit dem Lesezeichen? Genau das gleiche Prinzip ist es hier.
Das Bild hat 2480x1860 Pixel und daran ändert keine dpi-Einstellung dieser Welt etwas. Und für diese fixe Bildgröße wird der Speicher benötigt!

Aber was passiert mit den Pixeln auf dem Computerbildschirm?

Auf einem Computerbildschirm ist ein Pixel einfach ein Pixel - egal, wie viel dpi eingestellt werden (nun ja sagen wir mal in den Internetprogrammen, Grafikprogrammen simulieren manchmal bewusst die Auswirkung von dpi, das ist aber auch ein anderes Einsatzgebiet).

Auf einem Bildschirm in einem Internetprogramm kommt die reale Größe eines Bildes zum Einsatz, dpi ist dem Druck vorbehalten.

Ein Bildschirm hat z.B. eine Auflösung von 1280x1024 Pixeln. D.h. man sieht 1280 Pixel in der Breite und 1024 Pixel in der Höhe.

Positioniere ich nun beispielsweise ein Bild mit 300 Pixel Breite und 300 Pixel Höhe und 72dpi in die linke obere Ecke, werden 300 Pixel des Bildschirms entsprechend verwendet um das Bild anzuzeigen.

Was ändert sich, wenn ich die dpi-Anzahl auf 300dpi setze, das Bild aber weiterhin 300 Pixel breit und hoch bleibt! Richtig! Gar nichts!

Ich brauch für eine Druckvorlage aber unbedingt Bilder mit 300dpi

Selbst, wenn man einmal das Thema Bildschirm ausblendet und sich auf den Druck konzentriert, ist auch diese Aussage völlig sinnentleert. Die dpi-Zahl lässt sich für jedes (!) digitale Photo nachträglich mit jedem einfachen Grafikprogramm dieser Welt einstellen. Wichtig ist dabei auch hier die tatsächliche Größe des Bildes in Pixel!

Wenn ein Bild zu klein in der (Pixel-)Breite oder Höhe ist, nützt keine dpi-Zahl dieser Welt etwas, wenn man im Druck ein gutes Ergebnis erzielen möchte.

Genau genommen müsste man folgendes überlegen:
"Ich möchte ein Bild auf 5cm Breite mit z.B. 600dpi drucken."
Jetzt geht es ans Kopfrechnen: 5cm das sind 1,96 Zoll. Auf jeden Zoll brauche ich nun 600 dots, also Pixel. Also muss mein Bild mindestens 600x1,96 = 1176 Pixel breit sein, damit ich das gewünschte Ergebnis erzielen kann.

Wenn ich nun z.B. ein Bild mit 2000 Pixel Breite erhalte, das intern mit 72dpi ausgezeichnet ist, ist nur folgendes zu tun: ein Grafikprogramm öffnen, die virtuelle dpi-Zahl auf 600 Pixel ändern (wichtig, nicht die reale Breite, nur diese virtuelle Zuordnung) und schon passt alles. Obwohl das Bild scheinbar nur 72dpi hatte, ist es perfekt geeignet.

Bitte lassen Sie sich nicht von Aussagen verwirren, die oft von Redaktionen und Grafikbüros kommen, dass sie eine bestimmte dpi-Zahl benötigen. Das ist technisch schlichtweg falsch - sowohl im Druck als auch im Internetbereich! Die reele Größe eines Bildes in Pixel ist es, auf was es ankommt! Alles andere liegt eigentlich in den Händen des Grafikers.

Beispiel:

Dieses Bild hat 300 dpi:

Bild mit 300dpi

...und dieses Bild hat 72dpi....

Bild mit 72dpi

Sehen Sie den Unterschied? Hoffentlich nicht, es gibt nämlich keinen. Beide Bilder sind übrigens auch auf das Byte identisch groß: beide Bilder belegen 42.998 Bytes. Erst, wenn man die Bilder speichert, in einem Grafikprogramm öffnet und dort nachschaut, wie viel dpi jeweils hinterlegt sind, offenbart sich der Unterschied!

Einmal 72dpi, einmal 300dpi.

Fallstricke für Grafiker

Manche Grafikprogramme verändern bei der Änderung der dpi-Zahl auch die reale Größe eines Bildes, jedenfalls je nach Einstellung! Dadurch entsteht der Eindruck, dass eine Änderung der dpi-Anzahl die Größe eines Bildes ändert!

Das ist wie aber eben erläutert erst einmal nicht richtig und liegt lediglich an der Einstellung in dem Grafikprogramm.
Meistens gibt es eine Option "Ursprüngliche Größe bei dpi-Änderung beibehalten" - ist diese aktiviert, wird wirklich nur der virtuelle dpi-Wert geändert.

Für internetbasierte Layouts und Grafiken ist immer die Größe in Pixel relevant. Diese muss stimmen und passen! Die dpi-Zahl spielt aber keine Rolle.